
COVID-19 / Herausforderung und Chance
Seit Februar 2020 stellt Medalytik mit Hochdruck das COVID-19 Notfall-Team für die Länder Deutschland, Schweiz und Österreich zusammen. Es haben sich hierfür bereits zahlreiche Meldungen ergeben, weshalb sogar ad-hoc eine Plattform (medi-lab.net) entwickelt wurde, um die plötzlichen Anzahl Bewerbungen und Kandidaten in drei verschiedenen Ländern bewältigen zu können. Es sind jetzt über 800 Leute gemeldet, welche für COVID-19 Tests in Universitätsspitäler, priv. Diagnostiklabors und mobile Teststationen ab sofort eingesetzt werden können.
Ressourcen für Labortests
In personeller Hinsicht ist für D-A-CH die Situation bis heute ähnlich. Die Laboranalysen der klassischen Routineuntersuchungen sind rapide zurückgegangen, da wesentlich weniger Menschen für reguläre Untersuchungen zum Arzt gehen und „nicht notwendige“ OPs in Spitälern bis auf Weiteres aufgeschoben wurden. Dadurch entstanden in „klassischen“ Laborbereichen personelle Kapazitäten, welche nun für COVID-19 Testing eingesetzt werden. Bisher wurde somit erfolgreich der hohe Durchsatz in diesem Bereich personell aufgefangen. Eine Herausforderung dagegen stellte die Beschaffung der Reagenzien dar. In Deutschland entstanden im März Engpässe der Lieferkette, welche teilweise sogar die Durchsatzmöglichkeit von vereinzelten Laboratorien senkte. Neueste Aussagen in der Schweiz hingegen behaupten laut „NZZ am Sonntag“, dass sich die Lage in Spitälern und Labors inzwischen geändert hat. Es sei zwar richtig gewesen, die Testkriterien Anfang März restriktiv anzusetzen, sagt Andreas Widmer, Infektiologe und Leiter der Spitalhygiene am Unispital Basel. Damals waren die Testkits und die Analysekapazitäten knapp. «Aber seit mehr als zwei Wochen hat die Schweiz massiv mehr Testmöglichkeiten. Der Bund hätte die Kriterien längst anpassen können.» Die politische Forderung, nun Testkapazitäten flächendeckend auszuweiten wird erst demnächst effektiv auf Laboratorien zukommen.
BMAs im Bereich der COVID-19 Tests
Ein Blick auf die Lage im Laborpersonal zeigt, diese stehen seit Wochen in Testbereichen des COVID-19 unter Druck. Es wird zumeist im Dreischichtbetrieb gearbeitet, wobei Teams keinen physischen Kontakt zueinander haben. Die Kommunikation zur Übergabe erfolgt durch ein Übergabebuch. Ein zusätzliches „Ersatzteam“ bleibt zuhause, um einspringen zu können, für den Fall einer gezwungenen Quarantäne. Meistens arbeiten die Teams 14 Tage am Stück und haben dann 14 Tage frei. Das würde bei Vollzeitkräften jedoch zu Minusstunden führen. Deshalb wird dieses „Coronafrei“ als eine gezwungene Anordnung betrachtet und nicht immer von Arbeitgebern als minus verrechnet. Im Gegenzug verzichten Mitarbeiter z.B. auf Ferien in dieser Zeit. Viele BMAs haben weiter die Herausforderung, dass Schulen und Kitas geschlossen sind. Die Betreuung für systemrelevante Berufe ist zwar gewährleistet, jedoch sind Betreuungszeiten stark eingeschränkt. Auch die Kinderbetreuung durch Grosseltern ist nicht mehr möglich. Wie lange sich die personelle Auslastung infolge der Massnahmen noch strecken lässt wird sich zeigen. Gemeinsam erbrachte Solidarität und „Teamspirit“ zahlt sich in der jetzigen Situation doppelt aus. Auch für die Zeit nach der Krise wird der Zusammenhalt in der Gruppe bestehen bleiben, frei nach dem Motto „gestärkt in die Zukunft“-
Testen als Antwort auf den Lockdown?
Zunächst gilt es den Weg aus dem Lockdown und zurück in die funktionierende soziale Gesellschaft zu finden. Flächendeckende Tests sollen dabei helfen Entscheidungen auf fundierter Grundlage zu treffen. Es bräuchte daher eine kombinierte Anwendung von PCR und ELISA, um die erwünschte Übersicht zu erhalten. Man möchte wissen, welche Menschen sich noch in ansteckender Phase befinden und welche Menschen bereits immun sind. So lässt sich z.B. eine schrittweise Lockerung des Lockdowns bewältigen. Wenn man nun aber gesamthaft robuste Daten erhalten möchten, bedarf es einer landesweiten Studie. Problem dabei ist, dass wichtige Institutionen dazu am selben Strick ziehen müssen. Das geht praktisch los mit der Entscheidung, welcher der zahlreichen Antikörper Tests man jetzt einheitlich nutzen möchte und bringt viele organisatorische Fragen mit sich. Zudem sind Experten gleicher Meinung, es gäbe bis jetzt keinen zuverlässigen AK Test und die Erkenntnisse seien soweit ungenügend. In verschiedenen Forschungsinstituten werden Studien koordiniert, welche den Nutzen von AK Tests spezifisch auf COVID-19 ermitteln. Eine Schwachstelle der kommerziell erhältlichen Tests sei es, dass diese oft auf Corona Viren im Allgemeinen ansprechen und somit eine zu grosse Ungenauigkeit aufweisen. Der Epidemiologe Prof. Puhan, Institutsdirektor an der Universität Zürich, koordiniert diese Forschungsarbeiten. Am Unispital Genf wurden bereits 500 Personen diesbezüglich getestet und an den Standorten Lausanne, Freiburg, Zürich, Basel und im Tessin werden bald Blutproben analysiert. Erste Einschätzungen zur Immunitätslage sollen bis zu den Öffnungsmassnahmen des Bundes am 26. April vorliegen.
Die Krise als Chance
Inmitten von den Herausforderungen der Corona-Krise bietet sich nun auch eine Chance für die Berufsgruppe und das Berufsbild der „Dipl. BMA HF“ sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das aktuelle Interesse der Medien zur Berichterstattung über den Fachbereich der Labormedizin ermöglicht es die Arbeit im med. Laboratorium mit seiner systemrelevanten Wichtigkeit und berechtigter Attraktivität einer breiten Masse zugänglich zu machen.
Medizinische Laborfachkräfte, BMAs, MTLAs und FAMHs sollen jetzt die Situation nutzen und Erlebnisse sowie Erfahrungen auch mit der „Nicht- Labor Welt“ austauschen. Es können Beiträge in sozialen Medien gepostet werden, Leserbriefe an Zeitungen geschrieben oder einfach im Gespräch zum privaten Umfeld einmal etwas genauer beschrieben werden, was so ein Labor eigentlich macht. Dieses wird viel für das zukünftige Ansehen der Berufsgruppe bewirken.